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In den letzten zehn Jahren haben sich Indien und China von Outsourcing-Stützpunkten hin zu führenden globalen Innovationszentren entwickelt. Mit bisher unerreichter Geschwindigkeit und Agilität haben sie ihre Fähigkeiten erweitert und eine neue Position als Innovationsführer erreicht.

In den zwölf Monaten vor Oktober 2017 eröffneten in Asien 19 neue Innovationszentren – millionenteure Kompetenzzentren, die quer durch alle Branchen für zukunftsweisende Neuentwicklungen sorgen. Dieser drastische Anstieg erhöhte den Anteil Asiens an den Denkfabriken der Welt auf 29 Prozent, vier Prozentpunkte vor Europa und nicht mehr allzu weit von den 38 Prozent des Silicon Valley entfernt. Zwar bleibt letzteres die weltweit größte Destination für Innovationszentren, sein Anteil ist seit 2015 jedoch um 20 Prozentpunkte gesunken, während die asiatischen Wachstumsmärkte bei den innovationsbezogenen Investitionen erheblich zulegen konnten.

Nirgends zeichnet sich diese Entwicklung deutlicher ab als in Indien und China, wo sich Unternehmen zunehmend vom Support Center zu führenden Innovationszentren entwickeln, die unseren Umgang mit Technologien verändern. Unterstützt durch die etablierten hochentwickelten Märkte, wie z.B. Japan, Südkorea, Australien und Singapur, sorgt dieser bemerkenswerte Wandel dafür, dass Asien das Silicon Valley als weltweit bevorzugter Innovationsstandort allmählich überholt.

Erste Anzeichen für Innovationszentren

„Im Jahr 2013 haben unsere Forscher erste Anzeichen für Chinas und Indiens potenzielle Rolle als Innovationszentren entdeckt“, erklärt Elise Valoe, Global Research Manager bei Steelcase. Sie hat vor kurzem eine umfassende einjährige Studie über Innovationen in China und Indien abgeschlossen, um die einzigartigen Herausforderungen, denen innovative Unternehmen dort begegnen, besser zu verstehen. „Dies war der Beginn eines beispiellosen Wandels ihrer Geschäftswelt. China galt in der Vergangenheit vor allem als Standort, an dem Unternehmen nur Bauteile und Komponenten herstellen ließen. Vor fünf Jahren hat das Land seine Strategie geändert, um Produkte nun zunehmend selbst zu entwickeln. Heute nutzt es sein Wissen und seine produktionstechnische Kompetenz und erhält dadurch immer mehr globale Aufmerksamkeit als Technologieführer.“ Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums ist China nach den USA das Land mit den meisten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E).

Im Jahr 2015 lag sein Anteil bei 21 Prozent der weltweiten Ausgaben in Höhe von fast zwei Billionen US-Dollar, und seine F&E-Ausgaben stiegen zwischen 2010 und 2015 um 18 Prozent – mehr als viermal so schnell wie in den USA. Das Weltwirtschaftsforum prognostiziert, dass China angesichts dieses schnellen Wachstums in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Führungsrolle übernehmen wird. Es ist nicht verwunderlich, dass dies bereits heute spürbar ist. Mit 25 Prozent mehr Innovationszentren, 47 Prozent mehr Patentanmeldungen, 39 Prozent mehr Fortune-500- Unternehmen und 8 Prozent mehr ausländischen Direkt-Investitionen im Jahr 2016 ist der exponentiell steigende Innovationsschub nicht zu übersehen.

Heranbilden der nächsten Generation von Mitarbeitern

Die schnelle Verlagerung von prozessbasierter zu kreativer Arbeit wird von den Regierungen in China und Indien durch Investitionen massiv gefördert, um so die Heranbildung neuer Kompetenzen und tragfähiger Innovations-Ökosysteme voranzutreiben. Die chinesische Regierung unterstützt diese Entwicklung z.B. durch wirtschaftliche Anreize in Zentren wie Shenzhen, in denen Produkte mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Markt kommen. Zugleich arbeitet sie mit der Privatwirtschaft zusammen, um Stipendien, Innovations- foren und Hackathons zur Unterstützung von Bildungseinrichtungen mitzufinanzieren. Auf diese Weise gelingt es China, die nächste Generation von Technikspezialisten heranzubilden und über diese Einrichtungen dann versierte junge Talente zu erschließen.

Allein im Jahr 2018 erwartet das Land 8,2 Millionen Hochschulabsolventen – zehnmal so viele wie 1997 und doppelt so viele wie in den USA. Indien verfolgt einen kooperativeren Ansatz, indem es multinationale Unternehmen dazu einlädt, sich mit lokalen Innovationsträgern zu vernetzen. In beiden Fällen setzen die Regierungen alles daran, die Verfügbarkeit und Qualität von Hochschulausbildungen zu verbessern, um so den Markt mit neuen Talenten zu versorgen.

In Indien gibt es die meisten digitalen Talente

Indien gilt als eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt, und Bangalore wird vom Weltwirtschaftsforum derzeit – noch vor dem Silicon Valley – als die dynamischste Stadt der Welt eingestuft. Das boomende Tech-Start-up-Netzwerk des Landes, das in den letzten 36 Monaten mehr als 20 Milliarden US-Dollar binden konnte, ist das drittgrößte der Welt. Darüber hinaus bildet Indien mit über 10.000 Ausbildungsstätten für Ingenieure, mehr Ingenieure aus als China und die USA zusammen, sodass die Zahl der Arbeitskräfte auf diesem Gebiet jedes Jahr um 12 Millionen junge Menschen steigt – was es Unternehmen leicht macht, Mitarbeiter zu finden. Im vergangenen Jahr hat eine Umfrage von LinkedIn und Capgemini ergeben, dass es in Indien weltweit die meisten digitalen Talente gibt, und dass 76 Prozent der indischen Arbeitskräfte über digitale Kompetenzen verfügen.

„Die offensive Durchsetzung weitreichender Innovationsziele erfordert das Aufeinandertreffen vieler Faktoren“, sagt Valoe.„Wir beobachten, dass interessante, pulsierende Innovationszentren oder -netzwerke in Asien vor allem in Gebieten entstehen, in denen die Interessen der Regierung, der lokalen Kultur, der Privatwirtschaft, der Bildungseinrichtungen und der Risikokapitalgeber übereinstimmen. In diesem Fall haben wir insbesondere in Indien und China Städte gesehen, in denen das gesamte Ökosystem auf Innovationen ausgerichtet ist.“ Das haben auch die multinationalen Konzerne bemerkt.

War Indien für sie noch bis vor kurzem kaum mehr als ein kostengünstiger Standort, an dem Menschen mit guten Englischkenntnissen ausgelagerte Dienstleistungen übernahmen, betrachten sie das Land nun als wichtigen Bestandteil ihrer Innovationsagenda. 2016 eröffnete Apple ein Innovationszentrum in Hyderabad, um die Entwicklung seines webbasierten Kartendiensts Maps zu beschleunigen und schuf hierfür rund 4.000 Arbeitsplätze. LinkedIn, Uber, Facebook und Google sind diesem Beispiel gefolgt: Googles größtes Forschungs- und Entwicklungszentrum außerhalb der USA, das auf 185.000 Quadratmetern 13.000 Mitarbeitern Platz bietet, soll nächstes Jahr – ebenfalls in Hyderabad – fertiggestellt sein.

Vom Produktionsstandort zum Technologieführer

China hat sich auf ähnliche Weise gleichsam über Nacht vom Produktionsstandort zum Technologieführer entwickelt und beherbergt heute einige der weltweit größten Internet- und Technologieunternehmen. „Chinas Fabriken entsprechen nicht nur globalen Standards. Wir beobachten auch den Aufstieg lokaler Größen der Banken- und Technologiebranche, die viel in ausländisches Know-how investieren und die Fertigungskompetenzen des Landes nutzen, um Produkte in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Markt zu werfen. Diese optimierten Produkte sind dann nicht nur global konkurrenzfähig, sondern oft weltmarktführend“, sagt Valoe.

Der globale, traditionell von US-Unternehmen dominierte Technologiebereich ist härter umkämpft denn je. Das Magazin Fast Company bezeichnete den chinesischen Mischkonzern Tencent, dessen Chat-Dienst WeChat mehr als 980 Millionen Nutzer hat, kürzlich als eines der innovativsten Unternehmen der Welt. Während Facebook und Snapchat noch mit WeChat-inspirierten Geschäftsideen und Zahlungsdiensten experimentieren, arbeitet Tencent bereits auf den nächsten Paradigmenwechsel hin. Doch Tencent ist nur die Spitze des Eisbergs. Dieser Trend ist auch in vielen anderen Branchen erkennbar.

Ein weiteres Beispiel ist DJI, der weltweit aktive Drohnen-hersteller mit Sitz in Shenzhen. „Als wir Mavic Pro, die branchenweit erste faltbare Kompakt-Drohne für den Privatgebrauch, auf den Markt brachten, gingen unsere Ingenieure gleich am nächsten Tag zurück ans Reißbrett und begannen darüber nachzudenken, wie sich diese Drohne toppen lässt“, sagt Kevin On, Kommunikationschef bei DJI. „Wir fragen uns ständig, wie wir unsere Technologie optimieren oder für zukünftige Anwendungen weiterentwickeln können. Was wäre etwa, wenn wir mit der Stabilisierungstechnik unserer Drohne ein Hand-Gimbal entwickeln würden? Warum sollten die Leute ihre Drohne nicht mit Handgesten steuern können, damit das Fliegen Spaß macht und einfach ist?“

Den Wandel gestalten

Unternehmen in indischen und chinesischen Innovationszentren führen Umstrukturierungen durch, um Innovationen voranzutreiben und ihre Geschäftsmodelle zu optimieren. Innovatives oder wissensbasiertes Arbeiten erfordert naturgemäß ein höheres Maß an Kreativität und Teamarbeit – etwas, das auf diesem Gebiet bislang kaum praktiziert
wurde. Arbeitsumgebungen sind so konzipiert, dass sie prozessbasiertes Arbeiten unterstützen und die Effizienz und Produktivität steigern.

„Innovationen entstehen durch generative Zusammenarbeit, und diese erfordert, dass Mitarbeiter größere kreative Freiräume erhalten und dass Unternehmen mehr Risiken und Ungewissheiten zulassen“, erklärt Valoe. „In China führen rasante Produktentwicklungsprozesse zu immer wieder neuen Produkten. Diese werden von technisch versierten Kunden schnell angenommen, bevor in unglaublich kurzer Zeit bereits eine raffinierte Verbesserung auf den Markt kommt. Das Maß an Ungewissheit bleibt auf diese Weise tendenziell niedrig – die Unternehmen entscheiden sich für schnelle Markteinführungen und schrittweise Innovationen anstelle von disruptiven Innovationen. Das ist ihr Wettbewerbsvorteil.“ „Indische Unternehmen hingegen erlauben mehr Ungewissheiten und drängen ihre Teams dazu, alle kreativen Potenziale auszuschöpfen, Risiken einzugehen und neue Ideen zu entwickeln. Mehr kreative Freiräume reduzieren die
Geschwindigkeit, mit der Unternehmen Produkte auf den Markt bringen können, da die Entscheidungsfindung länger dauert. Dafür entsteht dadurch eher etwas wirklich Neues.“

Im nächsten Beitrag erklären wir Ihnen, welche sechs Ansätze für Innovationen es gibt. Seien Sie gespannt.

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Über den Autor

Carsten Jürgens

Carsten Jürgens/ Handelsfachwirt
Jahrgang 1967, gebürtig in Eutin/ Kreis Ostholstein und seit über 30 Jahren in Kiel lebend, verheiratet, 2 Kinder. Carsten ist Geschäftsführer und Inhaber der Stücker Büroeinrichtungs GmbH, Kiel. Stücker! ist seit über 20 Jahren am Markt und als Büro-und Objekteinrichter in ganz Schleswig-Holstein tätig und über die Landesgrenzen hinaus.

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